Dass Kundenbewertungen im Internet oft nur mit Vorsicht zu genießen sind, weiß man nicht erst seit den unzähligen Berichten über gekaufte Amazon-Rezensionen im vergangenen Jahr. Test- und Preisportale wie Ciao existieren bereits seit Ende der Neunziger und schon oft gab es Vorwürfe, die vermeintlichen Bewertungen seien manipuliert und oft durch die Produkthersteller selbst initiiert. Mittlerweile bekommt man positive Verbrauchermeinungen im Paket von Text-Agenturen geliefert; vermeintlich authentische Bagatell-Kritikpunkte und Rechtschreibfehler inklusive. Die Folge ist eine Art Wettrüsten, bei dem Produkthersteller und Dienstleister immer perfidere Methoden verdeckter PR zu entwickeln versuchen und Portalbetreiber wiederum sich neue Filtermechanismen ausdenken, um nur die „guten“, also die authentischen Bewertungen durchzulassen.
Leidtragender ist im Regelfall der Konsument, denn irgendwann weiß auch der nicht mehr, welcher Lobhudelei er nun trauen kann oder welche einem mehr oder weniger kreativen Texterkopf entspringt. Doch bisweilen sind es auch Produkthersteller und Dienstleister, die die Folgen übermäßigen Argwohns, und unbarmherziger Filter- und Selektionsmechanismen mit aller Härte zu spüren bekommen – so wie aktuell bei der Social-Networking-Plattform Yelp zu beobachten.
Das Unternehmen aus San Francisco hat vor kurzem das deutsche Pendant Qype übernommen. Der einstige Konkurrent aus Hamburg wurde zum 30. Oktober dicht gemacht. Nun sollten eigentlich Nutzerbeiträge und Fotos zu Yelp übertragen werden, zumindest in der Theorie und laut FAQ. Dieser Umzug scheint bislang alles andere als reibungslos zu verlaufen. Zwar behält sich Yelp vor, verdächtige Bewertungen – seien sie nun positiv oder negativ – in Quarantäne zu verschieben, doch gerade hier scheint momentan Willkür zu herrschen oder der Migrationsprozess stecken zu bleiben. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn man sich aktuelle Forenbeiträge zu diesem Sachverhalt durchliest. Aufgebrachte Geschäftsinhaber und entnervte (und vermutlich überlastete) Community-Manager wechseln sich ab. Gastronomiebetreiber scheinen von diesem Situation besonders betroffen zu sein; schließlich ist ihr Geschäft wie kaum eine andere Branche von Bewertung, Empfehlung und Mundpropaganda – mag diese auch eben online stattfinden – abhängig. Manch Restaurantinhaber und Opfer des Yelp-Filters, der von durchschnittlich viereinhalb auf zwei Sterne abstürzt, spricht dieser Tage von geschäftsschädigenden Zuständen.
Letztlich bleibt die Frage offen, wie aggressiv ein Content-Filter sein darf, um Authentizität von Fantasie abzugrenzen und Fake-Bewertungen auszuschließen. Jedenfalls vermag Yelp derzeit ebenfalls wenig dazu beizutragen, einigermaßen valide Meinungsbilder zu zeichnen. Wer weiß, vielleicht erleben wir auch hierzulange bald „Friedenskonferenzen“ nach amerikanischem Vorbild, wie Nutzer „Tartufo P.“ er skizziert…