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Im Bermuda-Dreieck der Facebook-Reichweiten – Notausstieg oder Rettungsplan

Nach dem letzten markanten Einbruch der kostenlosen Facebook-Reichweiten traf es vor allem die kommerziell ausgerichteten Unternehmensseiten sehr hart. Von Rückgängen um bis zu 50% ist die Rede. Viele Betreiber der betroffenen Seiten reagierten in den vergangenen Monaten dementsprechend verärgert. Doch ist dieser neuste Reichweitenschwund nur ärgerlich und einfach hinzunehmen, führt er womöglich mittel- bis langfristig zu grundlegenden Qualitätsveränderungen im Content-Management oder markiert er gar am Ende den Startschuss zu einer Social-Media-Revolution mit massiven Abwanderungen beim Platzhirschen?

Das ist passiert: Obwohl bereits vor dem erneuten Cut die Verteilung von Beiträgen durch Facebook zwangsläufig gedeckelt wurde, veranlasste die Flut von täglich weit über 15 Milliarden Posts, Shares, Comments, Likes und Status Updates Facebook offenbar vor kurzem dazu, den zugrunde gelegten Algorithmus erneut anzupassen; zweifelsohne nicht zuletzt, um Geld zu verdienen und das Geschäft mit der Reichweite durch beworbene Beiträge sicherzustellen.

Das Prinzip dahinter erscheint inzwischen recht eindeutig: tauchten Posts bisher recht willkürlich in den Newsfeeds der Nutzer auf, so dass zwei inhaltsähnliche Beiträge nur eine sehr kleine Schnittmenge unter den Lesern hatten, hat es der neue Algorithmus stärker auf eben diesen Inhalt und die Interaktion der Nutzer abgesehen. Folglich haben unsere zwei ähnlichen Posts heute eine sehr viel größere Überschneidung unter den Lesern; aktive Fans, die sich schon häufiger zum behandelten Thema geäußert hatten, bekommen nun beide Posts in ihrem Feed angezeigt. Andere Fans bleiben dadurch jedoch außen vor.

Stellt sich die Frage, wie insbesondere kleinere Firmen unter den neuen Voraussetzungen ihre mühsam aufgebaute Fan Base bei Laune bzw. auf dem Laufenden halten können und sollen? Wurden hier am Ende in der Vergangenheit mit kostenpflichtigen Werbemaßnahmen zur Fan-Akkreditierung nur Lehrgelder bezahlt? Und was bedeutet diese Entwicklung für kommerziell ausgerichtete Seiten, die sich nun ernsthaft fragen, ob sich der Unternehmensauftritt auf Facebook und der damit verbundene personelle Zusatzaufwand jetzt überhaupt noch lohnen?

Klar ist: Facebook ist in Sachen Online-Marketing nicht die eierlegende Wollmilchsau, auf der Firmen grenzen- und kostenlos durchs Reichweiten-Eldorado reiten können. Die als US-College-Buch gestartete Website hat sich zu einem sozialen Netzgeflecht entwickelt, auf dem sich inzwischen über ein Siebtel der Weltbevölkerung tummelt. Wer das nicht zu nutzen vermag, muss sich nun um einen Plan B bemühen.

Dieser könnte lauten, Facebook endgültig  verärgert zu verlassen, um sich mehr zu öffnen für andere Plattformen à la Youtube, Google+ oder Twitter. Doch sollte vor diesem Schritt geprüft werden, ob die dann nutzbaren Reichweiten dieser alternativen Social Media-Plattformen die aufgegebenen Möglichkeiten auf Facebook auszugleichen vermögen und ob Aufwand und Nutzen dann in einem gesunden Verhältnis bleiben.

Durch die hohe Zahl an Nutzern ist Facebook inzwischen mehr als nur soziales Netzwerk; es ist vielmehr  Werbeplattform und Content-Kanal mit einem breiten und flexiblen interaktiven Spielraum. Es fungiert als direkte Schnittstelle zwischen dem eigenen Produkt und dem potentiellen Kunden, mit unverblümter Feedback-Funktion durch die kritische Social Media-Gemeinschaft. Grundsätzlich ein idealer Ort, um Unternehmen zu (re)präsentieren und dessen Projekte und Produkte direkt an der Zielgruppe zu testen und auszurichten.

So wäre es möglicherweise klug, nicht gleich die Facebook-Flinte ins Korn zu werfen, sondern stattdessen den Algorithmus verstehen zu lernen, sich den neuen Bedingungen anzupassen und seine Hausaufgaben zu machen. Das Potential ist trotz Algorithmus weiterhin enorm. Die Möglichkeiten, aber auch die Notwendigkeit, sich mit professionellem und hochwertigem Content-Marketing von anderen Firmen positiv abzusetzen, sind unter dem neuen, strengeren Sortierverfahren mehr gegeben denn je.

Statistiken zur Analyse der Zielgruppe, des Nutzerverhaltens und der effektivsten Beitragsform stellt Facebook zur Verfügung; um ihre Reichweite gebrachte Firmen können und sollten sich diese Zahlen spätestens jetzt zunutze machen. Mit diesen Daten im Gepäck, der Begeisterung für die eigenen Ideen und bewaffnet mit einem motivierten Kreativ-Team können, wohldosiert und intelligent finanziert, interessante und zielgruppenorientierte Posts entstehen. Die Zielsetzung klar vor Augen: steigende Attraktivität und wachsende Interaktion mit dem Potential, auch mit wenig finanziellem Aufwand organisch und viral wieder steigende Reichweiten zu generieren.

Ob also nun mit oder ohne Facebook, ideenloser Content und der x-te Share einer Nachricht waren gestern! Stellen wir uns in dieser von belanglosen Nachrichten überfluteten Online-Welt einem anspruchsvollen und nachhaltigen Content-Management – allen Algorithmen zum Trotze und zum Wohle und Nutzen der gesamten Social-Community.

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